Menschliche Kommunikation

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Menschliche Kommunikation (Paul Watzlawick)

Formen, Störungen Paradoxien (Watzlawick 2007)

Pragmatische Axiome
Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren

"Verhalten hat kein Gegenteil, oder um dieselbe Tatsache noch simpler auszudrücken: Man kann sich nicht nicht verhalten." (S. 51)

"... metakommunikatives Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren." (S. 53)

Die Inhalts- und Beziehungsaspekte der Kommunikation

Jede Mitteilung enthält zwei Aspekte:

  • Inhalt
    Information, gleichgültig ob falsch, gültig, ungültig ...
  • Beziehung
    "wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht", "persönliche Stellungnahme zum anderen" (S. 53)

"Der Inhaltsaspekt vermittelt die "Daten", der Beziehungsaspekt weist an, wie diese Daten aufzufassen sind." (S. 55, Analogie zur Informatik in der diese Aspekte schon der Kommunikation schon früher bekannt waren)

"... Axiom unseres hypothetischen Kalküls: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, daß letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist." (S. 56)

Die Interpunktion von Ereignisfolgen

"... drittes metakommunikatives Axiom [...]: Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt." (S. 61)

Digitale und analoge Kommunikation

Nervensystem:

  • Neuronen ("Alles-oder-nichts-Character") -> digital
  • Aktivität der innersektorischen Drüsen -> analog

menschliche Kommunikation, Objekte lassen sich auf zwei Weisen darstellen:

  • Analogie -> analog
  • Name -> digital

"Es besteht kein Zweifel, daß die meisten, wenn nicht alle menschlichen Errungenschaften ohne die Entwicklung digitaler Kommunikation undenkbar wären." (S. 63)

Analoge Kommunikation vorallem (fast ausschließlich) auf dem Gebiet der Beziehungen.

"Digitales Mitteilungsmaterial ist weitaus komplexer, vielseitiger und abstrakter als analoges. .... Die Notwendigkeit des Übersetzens besteht in beide Richtungen. Nicht nur bringt jeder Übersetzung vom Digitalen ins Analoge einen wesentlichen Verlust an Information mit sich, sondern auch der umgekehrte Prozess ..." (S. 66f)

" ... viertes metakommunikatives Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich  digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Syntax."

Symmetrische und komplementäre Interaktion
  • Symmetrisch Interaktion
    "Verhalten der beiden Kommunikationspartner sozusagen spiegelbildlich"
  • Komplementäre Interaktion
    "Verhalten der beiden Kommunikationspartner ergänzt sich" (S. 69)

" ... fünftes Axiom: Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht". S. 70

Gestörte Kommunikation
Ich- und Du-Definition

Ich-Definition ist auf Beziehungsebene immer: "So sehe ich mich selbst?" (S. 84)

Reaktionen:

  • Bestätigung
  • Verwerfung
  • Entwertung
Paradoxe Kommunikation
Definition

Eine Paradoxie läßt sich als ein Widerspruch definieren, der sich durch folgerichtige Deduktion aus widerspurchsfreien Prämissen ergibt. (S. 173f)

Drei Arten:

  • logisch-mathematischen Paradoxien (Antinomien)
    z.B. "die Klasse aller Klassen, die sich nicht selbst enthalten" (S. 174)
  • paradoxe Definitionen (semantische Antinomien)
    z.B. "Mann, der von sich selbst sagt: "Ich lüge"". (S. 177)
  • pragmatische Paradoxien (paradoxe Handlungsaufforderungen und paradoxe Voraussagen)
Double bind theory
  1. "Zwei oder mehr Personen stehen zueinander in einer engen Beziehung, die für einen oder alle von ihnen einen hoen Grad von physischer und/oder psychischer Lebenswichtigkeit hat.
  2. In diesem Kontext wird eine Mitteilung gegeben, die a) etwas aussagt, b) etwas über ihrer eigene Aussage aussagt und c) so zusammengesetzt ist, daß diese beiden Aussagen einander negieren bzw. unvereinbar sind
  3. Der Empfänger kann dieser Mitteilung kann der durch sie hergestellten Beziehungsstruktur nicht dadurch entgehen, daß er entweder über sie metakommuniziert (sie kommentiert) oder sich aus der Beziehung zurückzieht." (S. 196)
Vertrauen - das Gefangenendilemma

"Bekanntlich ist das Gefangenendilemma [...] ein Nicht-Null-Summenspiel im Sinne der mathematischen Spieltheorie". (S. 209f) 

Moral: Reine Logik und menschliche Moral vertragen sich nicht.