Wissen als Ressource

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Ein weiteres Konzept zum Umgang mit Wissen in Organisationen ist das Konzept der „Wissensmärkte”, das sowohl von Davenport und Prusak1 als auch von North2 vertreten wird. Hier wird Wissen als Ressource, als Kapital betrachtet, das in der Organisation gehandelt wird. Davenport und Prusak sagen dazu: „Unserer Auffassung nach sind es die Kräfte des Marktes, die Wissen in Bewegung halten - so wie Märkte die Entwicklung und Anwendung materieller Güter vorantreiben.”3

Davenport und Prusak gehen von der Existenz von Wissensmärkten aus und beschreiben die Gegebenheiten dieser Märkte und die Möglichkeiten zur Gestaltung dieser Märkte. Als Marktteilnehmer sehen Sie Käufer, Verkäufer und Makler. Als Preissystem, das den Wissenstransfer innerhalb der Märkte steuert, sehen sie im Wesentlichen drei Faktoren: Gegenseitigkeit , Ansehen und Selbstlosigkeit. Aber die Grundlage funktionierender Wissensmärkte stellt bei Ihnen der Faktor „Vertrauen” dar.

"Vertrauen übertrifft in seiner Bedeutung alle übrigen Faktoren, die sich positiv auf die Effizienz von Wissensmärkten auswirken. Ohne gegenseitiges Vertrauen sind Wissensinitiativen zum Scheitern verurteilt - unabhängig davon, wie gründlich sie technologisch und rhetorisch unterstützt werden, und selbst dann, wenn das Überleben der Organisation von einem effektiven Wissenstransfer abhängt."4

North beschreibt die notwendigen Schritte zur Schaffung von Wissensmärkten und beginnt dabei bei den Rahmenbedingungen, die diese Wissensmärkte definieren. Das geht von der Verankerung des Wissensmanagements im Leitbild der Organisation, über die Definition des erwarteten Verhaltens der Teilnehmer am Wissensmarkt und ihrer Rollen und Kompetenzen, bis zur Einführung von entsprechenden Beurteilungs- und Vergütungssystemen.

Den zweiten Schritt stellt bei North die Schaffung der inhaltlichen Rahmenbedingungen für den Markt dar. Einerseits geht es hier um das Definieren der Ziele, die mit dem Wissensmanagement in der Organisation verfolgt werden. Andererseits darum die Teilnehmer am Wissensmarkt, in diesem Fall als Wissensanbieter, Wissensmittler und Wissensnachfrager bezeichnet, und schließlich um das Festlegen der Spielregeln des Marktes. Im letzten Schritt werden die Instrumente und Prozesse für den Wissensmarkt etabliert.

"Wenn wir Wissen unter Marktbedingungen steuern wollen, müssen wir geeignete Rahmenbedingungen schaffen, die Kooperation und Konkurrenz, Stabilität und Erneuerung fördern. Es gilt Anreizsysteme zu entwickeln, die Zusammenarbeit fördern und den Gesamterfolg des Unternehmens sowie den Erfolg einzelner Einheiten honorieren. Die Rahmenbedingungen müssen sicherstellen, „dass alle an einem Strang ziehen“."5

Interessant ist, dass beide Konzepte den gezielten Einsatz von Informationstechnologien als wichtigen Aspekt für das Funktionieren der Wissensmärkte anführen. Davenport und Prusak sprechen vom „klugen Umgang mit Informationstechnologien”, North hält fest: „Ohne effizientes Informationsmanagement ist wissensorientierte Unternehmensführung undenkbar. [...] Wissensmanagement ist jedoch nicht gleich Informationsmanagement. Wir haben bereits betont, dass es keine „Wissensdatenbanken” geben kann [...]6

  1. ^ Davenport 1998, S. 67ff
  2. ^ North 2005, S. 259ff
  3. ^ Davenport 1998, S. 67
  4. ^ Davenport 1998, S. 83
  5. ^ North 2005, S. 261
  6. ^ North 2005, S. 298