Bohn03Chap06NarrativesInterview

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Narratives Interview

Zu den erzähltheoretischen Grundlagen des narrativen Interviews

Natürliche (intuitive) Kompetenz zur Gestaltung von Erzählung möglichst ungetrübt und unbeeinflusst vom Interviewer entfalten lassen. "Reproduzieren der Lebensgeschichte so wie sie erfahren wurde" wie sie für Identität konstitutiv und handlungsrelevant ist ("Stegreiferzählung").

Zugzwänge des Erzählens (Kallmayer/Schütz)

  • Gestaltschließungszwang
    Ohne Vorabkenntnis des inhaltlich Dargestellten verfügen wir über die Kompetenz entscheiden zu können, wenn eine (Teil-)Erzählung abgeschlossen ist.
  • Relevanzfestlegungs- und Kondensierungszwang
    Da Erzählzeit begrenzt ist, muss die (Teil-)Erzählung entsprechend verdichtet kondensiert werden.
  • Detaillierungszwang
    Bei Darstellung bestimmter (relevanter) Ereignisse wird zum Zweck der Plausibilisierung detailliert auf den Kontext der Ereignisse eingegangen. -> Dadurch werden Handlungs-, Entscheidungs- und Verlaufsmuster sichtbar.

Nicht theoretisch-reflexiv überformte Sequenzen -> rein narrative Sequenzen -> Schwerpunkt der Methodologie ist Unterscheidung zwischen narrativen und nicht-narrativen Sequenzen (erster Analyseschritt -> formale Textanalyse)

Zweiter Analyseschritt: strukturell inhaltliche Beschreibung der Darstellungsstücke (z.B. institutionell bestimmte Lebenssituationen, Höhepunktsituationen ...)

Dritter Analyseschritt: analytische Abstraktion in den Details der einzelnen Lebensabschnitte, diese werden systematisch zueinander in Beziehung gesetzt. -> biographische Gesamtformung

Vierter Analyseschritt: Wissensanalyse, eigentheoretische, argumentative Einlassung des Informanten zu seiner Lebensgeschichte und Identität.

reflektierende Interpretation: "analytische Abstraktion, Herausarbeiten wiederkehrender Muster.

Erst nach biographischer Gesamtformung setzt komperative Analyse ein.

Zu den biographischen Grundlagen des narrativen Interviews

Für Biographieanalyse prädestiniert. Ursprünge im Bereich der Erforschung kommunaler Machtstrukturen (Interaktionszusammenhänge).

Ende der 80-er mit Auswertungsverfahren der objektiven Hermeneutik kombiniert worden (Erhebungsinstrument bzw. Kombination von Methoden).

Zentrale Kritikpunkte:

  • immanente Kritik
    • Erzählkompetenz nicht systematisch untersucht,
    • "Erzählen als Verarbeitung von Zeit" -> eurozentristische Perspektive,
  • exmanente Kritik
    • Beziehung Erzählvorgang -> Gegenstand der Erzählung (kann ermittelt werden, was im Leben der Befragten 'wirklich' vorgeht).
    • Wir machen Erfahrungen die nicht in Erzählform darzustellen sind.