Bohn03Chap8Interpretation
Verstehen - Interpretieren - Typenbildung
Arbeitsschritte der Textinterpretation
Formulierende Interpretation
Stufen
- Überblick über den thematischen Verlauf der Gesamtdiskussion schaffen (Ober-, Unterthemen)
- Auswahl der Passagen für die reflektierende Interpretation
- Passagen die sich durch besondere interaktive und metaphorische Dichte auszeichnen (Fokusierungsmetaphern)
- Passagen mit thematischer Relevanz für Ausgangfragestellung
- Detaillierte formulierende Interpretation der gewählten Passagen
Reflektierende Interpretation
Rekonstruktion des Rahmens, in dem das Thema abgehandelt wird. Orientierungsmuster/-rahmen (Propositionen). Rahmen durch Gegenhorizonte identifizierbar.
Negative und positive Gegenhorizonte sowie deren Enaktierungspotential sind wesentliche Komponenten des Erfahrungsraums einer Gruppe.
Oberster Bezugspunkt: Besonderheit oder Gesamtheit des Falls, ergibt sich aus Rekunstruktion des Diskursverlaufs und wird in Form der Fallbeschreibung dargestellt.
Fallbeschreibung: Der den Fall konstituierende Rahmen wird in der Weise rekonstruiert, wie er prozesshaft im Diskurs entfaltet wird.
Da die Orientierungsmuster prozesshaft in der interaktiven Bezugnahme der Beteiligten entfaltet, bestätigt (validiert), verfeinert (elaboriert) und zusammenfassend formuliert werden (Konklusion), müssen wir uns im Zuge der reflektierenden Interpretation auf die Rekonstruktion der formalen Diskursorganisation stützen und dabei auch die dramaturgische Entwicklung des Diskurses mit ihrem dramaturgischen Höhepunkt und ihrer "Konklusion" herausarbeiten.
Fallbeschreibung
In der Fallbeschreibung (Diskursbeschreibung) wird die Gesamtgestalt des Falles zusammenfassend charakterisiert. -> vermittelnde Darstellung, Zusammenfassung und Verdichtung der Ergebnisse im Zuge ihrer Veröffentlichung.
Typenbildung
Herausarbeiten von Bezügen zwischen spezifischen Orientierungen und dem Ergebnishintergrund oder existentiellen Hintergrund, in dem die Genese der Orientierung zu suchen ist.
Zur Typenbildung gelange ich erst, wenn ich den Erlebnishintergrund (spezifischen Erfahrungsraum) in dem die Genese der spezifischen Orientierung zu suchen ist begrifflich-theoretisch zu explizieren vermag.
Unterschiede werden dann konturiert sichtbar, wenn wir sie vor dem Hintergrund der Gemeinsamkeit beobachten können (Kontrast in der Gemeinsamkeit). -> Typenbildung um so valider, je klarer am jeweilige Fall auch andere Typologien verortet werden können.