Wiki source code of Pryz08Chap2Methodologie
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1 | == Methodologie und Standards qualitativer Sozialforschung == | ||
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3 | {{box cssClass="toc"}}{{toc start="5" /}}{{/box}} | ||
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5 | ===== Zugang: Methodisch kontrolliertes Fremdverstehen ===== | ||
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7 | "Unausweichliche Vagheit" ist konstituierendes Moment der Kommunikation. -> Fülle von Regeln um mit dieser Vagheit zurecht zu kommen. -> Jede Form der Kommunikation ist: "Fremdverstehen" | ||
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9 | Konstruktion ersten Grades (Interpretation) -> Femdverstehen | ||
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11 | Zwei Wege im Umgang: | ||
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13 | * Kommunikation jedes spezifischen Verweiszusammenhangs zu einkleiden (standardisierte Erhebungsverfahren) | ||
14 | * kontrollierte Methode des Fremdverstehens -> Kommunikation soweit wie möglich in spezifischen Verweisungszusammenhang "einfangen" | ||
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16 | Methodische Kontrolle -> | ||
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18 | * Bei Erhebung wird der Kontext von den Untersuchten selbst gestaltet | ||
19 | * Bei der Auswertung werden die Äußerungen im Kontext dieser Erzählungen interpretiert. | ||
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21 | ===== Analyseeinstellung: Subjektiver Sinn versus Struktur der Praxis ===== | ||
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23 | Zwei Analyseeinstellungen/Beobachterhaltungen (qualitative Methoden): | ||
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25 | * Konstruktion zweiten Grades (Schütz) | ||
26 | Deskriptiv orientiert: Erschließen von subjektiven Deutungen und Einstellungen bzw. Alltagstheorien | ||
27 | * Auf Prozessstruktur der Herstellung gerichtet | ||
28 | Herrstellungsregeln, Sinnstruktur die dem Handeln zugrunde liegt. | ||
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30 | Unterscheidung zwischen zwei Sinnebenen: Rekonstruktion der Common-Sense-Theorien (Konstruktion zweiten Grades) bzw. Ausrichtung auf praktisches, habituelle Handeln (Prozessstruktur der Herstellung) | ||
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32 | ===== "Klassische" Gütekriterien: Validität, Reliabilität und Objektivität ===== | ||
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34 | Quantitative Methoden: Qualitätskriterien für die Zuverlässigkeit der Datenerhebung, die Repräsentativität der Datenauswahl und die Gültigkeit der (generalisierten) Aussagen. | ||
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36 | ====== Validität - Gültigkeit ====== | ||
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38 | Quantitative Methoden: Kennzeichnet, ob und inwieweit die wissenschaftliche, begrifflich-theoretische Konstruktion dem empirischen Sachverhalt, dem Phänomen, auf welches sich die Forschungsbemühungen richten, angemessen ist. | ||
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40 | Qualitative Methoden sind schon aufgrund ihrer Ausgangsdaten näher am Phänomen. Kriterium: adäquate Rekonstruktion. formale Prinzipien der Gestaltung. -> Welche impliziten Regel(mäßigkeit)en ermöglichen es uns, uns im Alltag zu verständigen, welche Formen/Träger unmittelbaren Verständnisses gibt es. | ||
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42 | ====== Reliabilität - Zuverlässigkeit ====== | ||
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44 | Quantitative Methoden: Bezeichnet die Möglichkeit der exakten Reproduzierbarkeit einer empirischen Untersuchung, die Genauigkeit der Messung oder die "Reproduzierbarkeit von Messergebnissen". | ||
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46 | Qualitative Methoden: wenig vorab interpretiert -> Sind Ergebnisse, Untersuchungen prinzipielle replizierbar? -> Rekonstruktion der alltäglichen Standards der Verständigung und Interaktion; Nachweis der Reproduktionsgesetzlichkeit der Fallstruktur. | ||
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48 | Interpretation nicht primär Zusammenfassung der Themen, sonder wie Themen entwickelt werden und welche Strukturen dahinter wiederkehrend zum Ausdruck kommen. -> Suche nach wiederkehrenden identischen Strukturen (Homologien) | ||
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50 | ====== Objektivität ====== | ||
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52 | Was objektiv ist, ist noch lange nicht wahr. -> Objektivität schwächeres Kriterium als Validität und Reliabilität. -> intersubjektive Überprüfbarkeit von Ergebnissen. | ||
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54 | Quantitative Methoden: Wieweit ist die Vorgehensweise standardisiert und damit intersubjektiv überprüfbar/kontrollierbar. -> Untersuchte: Standort außerhalb des sozialen Gefüges. | ||
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56 | Qualitative Methoden: Standort der Untersuchten innerhalb des sozialen Gefüges, keine erkenntnislogische Differenz zwischen Untersuchenden und Untersuchten vorausgesetzt. -> möglichst vollständige Erfassung der Kommunikation und damit der Träger von Bedeutung. -> alltägliche Standards: Strukturen die wechselseitiges Verstehen sichern | ||
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58 | ===== Weiter reichende Qualitätsstandards: Metatheoretische Fundierung und Generalisierbarkeit ===== | ||
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60 | Vorurteil gegen qualitative Methoden: Verzicht auf theoretisches (Vor-)Wissen, unterschiedlicher Forschungsverlauf. | ||
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62 | ====== Forschungsablauf hypothesenprüfender Verfahren ====== | ||
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64 | * Erkenntnisinteresse (basierend auf gegenstandsbezogene Theorie) | ||
65 | * Formulierung von Forschungsfragen und Hypothesen | ||
66 | * Operationalisierung (Messbar machen) | ||
67 | Egal ob Ergebnisse der Messung Hypothesen falsifiziert oder bestärkt, sie müssen interpretiert werden. | ||
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69 | ====== Forschungsablauf rekonstruktiver Verfahren ====== | ||
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71 | * Erkenntnisinteresse und empirische Annäherung (basierend auf Metatheorie, begrifflich-theoretische Grundlagen) Metatheorie | ||
72 | * Wahl der Methoden die Erhebung, Interpretation ermöglichen | ||
73 | * Ergebnis -> gegestandsbezogene Theorien. | ||
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75 | Qualitative Methoden arbeiten dort, wo Fragen der Generalisierung ernst genommen werden, mit dem systematischen Vergleich, der komperativen Analyse. -> Typenbildung | ||
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77 | Zwei Modelle zur Typenbildung: | ||
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79 | * Aspekte des Falls in ihrem inneren Zusammenspiel typologisch erfassen (sich reproduzierender Verweiszusammenhang) z.B. objektive Hermeneutik | ||
80 | * Bestimmung der Grenzen eines Typus durch Beobachtung unterschiedlicher Typiken z.B. dokumentarische Methode | ||
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82 | ===== Methodenentwicklung und Methodenaneignung: Praxeologie ===== | ||
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84 | Qualitative Methoden rekonstruieren nicht nur ihren Gegenstand, sie beruhen selbst auf einer Rekonstruktion der Forschungspraxis bzw. des wissenschaftlichen Handelns. -> Jede wissenschaftliche Erkenntnis steht in Zusammenhang mit einer sozialen Praxis, einer Forschungstradition. | ||
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86 | Aneignung von Methoden nicht primär auf Weg der Vermittlung methodischer Prinzipien, sondern der Einbindung in die Forschungspraxis, der Aneignung eines Modus operandi, eines Habitus. | ||
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88 | ===== Potenziale: Transdisziplinarität und Verbindung von Grundlagen- und Anwendungswissenschaft ===== | ||
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90 | * transdisziplinär | ||
91 | Keine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen theoretischen Zugängen -> gemeinsame Rekonstruktion des Forschungsgegenstandes. | ||
92 | * interdisziplinäre Grundlagen- und Anwendungswissenschaft. |