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Wissensmanagement und Semantic Web

Wissensmanagement und Semantic Web, zwei Begriffe, die seit dem sie im Diskurs aufgetaucht sind, immer wieder kontroversiell diskutiert wurden. Diese Arbeit widmet sich der Frage, welche neuen Impulse das Semantik Web dem Wissensmanagement geben kann und ob es wirklich dazu geeignet ist, das Wissensmanagement nachhaltig zu verändern?

Der Begriff Wissensmanagement wurde in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts eingeführt, als man feststellte, dass sich im Zuge der Entwicklung von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und weiter zur Informationsgesellschaft eine Verschiebung der ökonomischen Ressourcen der Unternehmen vollzog. Es waren nicht mehr nur Ressourcen wie Kapital, Bodenschätze oder Arbeitskraft die den Wert der Unternehmen ausmachten, sondern immer mehr auch das Wissen des Unternehmens und damit das Wissen seiner Mitarbeiter, das über den Wettbewerbsvorteil und damit den Erfolg der Unternehmen entschied. Man sprach bald von der Entwicklung zur Wissensgesellschaft, von Wissensarbeit und natürlich auch von der Notwendigkeit das Wissen im Unternehmen zu managen (Nonaka, 1995, S. 13 ff).

Ein Problem war von Anfang an der Wissensbegriff an sich, der teilweise (und das bis heute) einfach mit Information und Daten gleichgesetzt wurde, was wiederum den Schluss zuließ, es genüge technische Lösungen zur Informations- bzw. Datenspeicherung und Bereitstellung einzurichten, um Wissensmanagement zu betreiben. Viele dieser Ansätze scheiterten und das führte dazu, dass das Thema Wissensmanagement in vielen Unternehmen abgeschrieben wurde. Demgegenüber steht die Definition eines Wissensbegriffes, der mehr umfasst als die auf Papier oder in Daten festgehaltenen Informationen und versucht Dinge wie Erfahrung, Intuition, Sozialisation, Kultur usw. in den Wissensbegriff zu integrieren. Dies führt wiederum zu viel umfassenderen Wissensmanagementansätzen, die alle Bereiche des Unternehmens von der Organisation über die Prozesse bis zur Kultur einbezieht und damit eine große Herausforderung an die Unternehmen in der Umsetzung stellt.

Die rasante Entwicklung vor allem der elektronischen Medien und die damit einhergehenden Änderungen in der Informationslandschaft der Unternehmen wird begleitet von Schlagwörtern wie "Informationsüberflutung" und "Lebenslanges lernen". Die immer kürzere Halbwertszeit von Wissen und die sich daraus ergebenden Herausforderungen an Unternehmen, aber auch an den Einzelnen, zeigen aber sehr klar auf, dass das Entwickeln von Strategien zum Umgang mit Information, Daten und Wissen immer wichtiger werden. Natürlich ist das Thema mittlerweile wieder im Trend und erreicht ausgehend von internationalen und großen Firmen schön langsam die Klein- und Mittelbetriebe. 

Das Semantic Web oder Semantische Web gilt auch schon seit gut sieben Jahren - seit "Internet Begründer" und W3C-Vorstand Tim Berners-Lee mit einigen Kollegen 2001 den Begriff und die Vision in einem Artikel einführten (Berners-Lee 2001) - als die nächste Entwicklungsstufe des Internets oder World Wide Webs. Inzwischen wurde es mit der Einführung des Begriffs Web 2.0, der 2004 bei einer Konferenz über Internet Trends vorgeschlagen wurde (Kolo 2007), (zumindest begrifflich) schon überholt und wird weiter als nächste Entwicklungsstufe des Webs oder auch als Web 3.0 gehandelt.

Im Gegensatz zum Web 2.0, das weniger vom Einsatz neuer Technologien gekennzeichnet ist und mehr auf eine Veränderung im Umgang mit dem Internet und seinen Möglichkeiten abzielt, ist das Semantic Web ganz klar auf technologische Veränderungen ausgerichtet. Doch zuerst ein Auszug aus der Vision die Berners-Lee und seine Kollegen 2001 für das Semantic Web hatten:

"The Semantic Web is not a separate Web but an extension of the current one, in which information is given well-defined meaning, better enabling computers and people to work in cooperation. The first steps in weaving the Semantic Web into the structure of the existing Web are already under way. In the near future, these developments will usher in significant new functionality as machines become much better able to process and "understand" the data that they merely display at present." (Berners-Lee 2001) Das Semantic Web soll dem Internet also Semantik geben, das heißt vereinfacht gesagt, dass nicht mehr nur Information auf einzelnen Webseiten angeboten wird, sondern zusätzlich Information über die Seiten selbst und in welchem Zusammenhang sie stehen, also genaugenommen Wissen. Das Semantic Web scheint also gut geeignet um neue Impulse im Wissensmanagement zu geben. "Die zentrale Anforderung an die nächste Generation von Wissensmanagement-Systemen ist die Möglichkeit, Informationen geeignet zu kombinieren, um damit implizites Wissen ableiten und somit neues Wissen generieren zu können. Semantik kann diese Anforderungen erfüllen und bildet somit die Grundlage für eine neue Landschaft an Anwendungen, welche die Informationstechnologie in eine Wissenstechnologie transformiert." (Studer 2005)

Forschungsfragen

  • Welche Relevanz haben semantische Technologien für das Wissensmanagement.
  • Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz semantischer Technologien.
  • Wie weit sind diese Technologien schon praxistauglich.

Forschungsinteresse

Ziel der Arbeit ist herauszufinden, wie weit semantische Technologien schon Eingang in den Arbeitsalltag von Personen, die in wissensintensiven Bereichen tätig sind, gefunden haben. Weiters welche Möglichkeiten für den Einsatz gesehen werden, und wie weit bestehende Ansätze sich als praxistauglich erweisen. 

Untersuchungsdesign/Methodenwahl

Durch deskriptive Inhaltsanalyse der vorhandenen Fachliteratur und Analyse von Praxisbeispielen , sowie durch Experteninterviews soll der Status Quo erhoben werden und ein Ausblick auf die Möglichkeiten geboten werden, die der Einsatz semantischer Technologien im Wissensmanagement bringen kann. Das Ergebnis dieser Voruntersuchung dient als Input für Gruppendiskussionen in denen mit "Wissensarbeitern" diese bestehenden Ansätze, mit Focus auf die Anwendbarkeit in ihrer täglicher Arbeitspraxis, diskutiert werden .