Przy08Chap3Erhebung
Im Feld: Zugang, Beobachtung, Erhebung
- Felderschließung und teilnehmende Beobachtung
- Beobachtungsprotokolle
- Allgemeine Prinzipien und forschungspraktische Schritte bei der Erhebung sprachlichen Datenmaterials
- Feldkontakt: Erste Gespräche mit Informanten und möglichen Interviewpartnern
- Strategien der Gewinnung von Interviewpartnern und Teilnehmerinnen an Gruppendiskussionen
- Kommunikation zur Vereinbarung von Terminen für die Erhebung
- Erhebungsort und Rahmenbedingungen der Erhebung
- Erhebungssituation: Kommunikation in der Rolle der Interviewerin oder Gruppendiskussionsleiterin
- Spezielle Formen des Interviews und der Erhebung
- Datensicherung: Transkription
Felderschließung und teilnehmende Beobachtung
Feldforschung in "qualitative Forschung".
Qualitative Forschung ist Feldforschung
Qualitative Forschung ist keine Forschung unter Laborbedingungen, reine Fragebogenerhebung -> Feldforschung.
Was und wer gehört zum Feld?
Wer und was zum Feld gehört, steht oft nicht von Anfang an fest. In manchen Forschungszusammenhängen werden daher Erweiterungen und Neubestimmungen des Forschungsfeldes im Lauf der Forschung notwendig sein.
Wie bekommt man Zugang zum Feld
Frage des Feldzuganges
- offene oder verdeckte Forschung
Nicht nur forschungsethisch, sondern auch im Hinblick auf Untersuchungsgegenstand zu reflektieren. - Darlegung des Forschungsinteresses
Dabei muss darauf geachtet werden, dass Forschungsergebnis nicht beeinflusst wird.
Die eigene Rolle im Feld: Das Problem der teilnehmenden Beobachtung
Problem der Gradwanderung zwischen Nähe (ohne Nähe zu wenig Verständnis für Situation) und Distanz (ohne Distanz keine sozialwissenschaftliche Reflexion möglich). -> Unterstützung durch methodische und soziale Vorkehrungen.
Beobachtungsprotokolle
Formalisieren des Beobachtungsvorgangs um ihm möglichst intersubjektiv nachvollziehbar zu machen.
Wie protokolliert man Beobachtungen
Drei Arten von Notizen (Strauss 1991):
- empirische Notizen
- methodische Notizen
- theoretische Notizen
Vorgeschlagene Aufteilung:
- Ort, Zeit
- Beobachtungen
-> Vorgänge im Feld. - Kontexinformation
-> alle zusätzliche Information die nicht zur aktuellen Beobachtung gehört. - Methodische und Rollen-Reflexion
-> Konsequenz für weiteren Forschungsprozess, Reflexion der Rolle als Feldforscherin. - Theoretische Reflexion
-> theoretisierende Interpretation des Beobachteten
Wo und wann schreibt man Protokolle
Möglichst unmittelbar nach Beobachtung. In meisten Fällen nicht in Anwesenheit der Untersuchungspersonen.
Allgemeine Prinzipien und forschungspraktische Schritte bei der Erhebung sprachlichen Datenmaterials
Feldkontakt: Erste Gespräche mit Informanten und möglichen Interviewpartnern
Kontaktaufnahme und Information der möglichen Interviewpartner ist bereits erster Schritt der Erhebung.
Wichtige Bedingungen in der Kommunikation:
- kommunikative Haltung
- Authentizität
- Interesse
Strategien der Gewinnung von Interviewpartnern und Teilnehmerinnen an Gruppendiskussionen
- Schneeballsystem
Interviewpartner kennen weitere geeignete Interviewpartner (für Milieuforschung gut geeignet aber nicht zur Erzielung maximaler Kontraste) - Anzeigen und Handzettel
- Persönliche Kontakte
Anonymität beeinträchtigt, in Interpretation befangen ... - E-Mails/Briefe
- direkte Kontaktaufnahme im öffentlichen und halböffentlichen Bereich
Kommunikation zur Vereinbarung von Terminen für die Erhebung
Bei der Kommunikation sind persönliche Beweggründe für Forschung wichtiger als detaillierte Information über wissenschaftliche Legitimation.
Bei Terminabsprachen auf Verbindlichkeit achten.
Erhebungsort und Rahmenbedingungen der Erhebung
Mögliche Erhebungsorte:
- innerhalb des privaten Umfeldes der Untersuchten
- innerhalb einer Institution die Kontext zum Interviewpartner bzw. Untersuchung hat
- innerhalb der Institution an der der Forscher beschäftigt ist
- im öffentlichen Raum
- im privaten Umfeld
Erhebungssituation: Kommunikation in der Rolle der Interviewerin oder Gruppendiskussionsleiterin
Ziel ist es u.a. selbstläufige Passagen zu evozieren:
- Vor dem Eingangsstimulus: Joining
Small-Talk vor beginn der eigentlichen Erhebung - Eingangsfrage bzw. Erzählstimulus
Soll so angelegt sein, dass es möglichist, als Antwort eine abgeschlossene, in Form und Inhalt selbst gestaltete Darstellung zu produzieren. - immanente Nachfragen
Fragen, die sich unmittelbar auf das bisher Gesagte beziehen. (Detaillierung, Füllen von Leerstellen, Vervollständigen von Abbrüchen, Genauere Ausführung von Bezügen und Verweisen, Genauere Ausführung von Unverständlichem) Rückgriff-Fragestrategie - exmanente Nachfragen
Fragen, die sich nicht oder nur entfernt auf das bisher Gesagte beziehen. Beziehen sich in der Regel auf das Erkenntnisinteresse der Forscherin. - Abrunden und Bedanken
Prinzip der Selbsläufigkeit und des Vorrangs des Relevanzsystems der Interviewten.
Spezielle Formen des Interviews und der Erhebung
Narrative Interviews
Gehört zu den prominentesten, grundlagentheoretisch fundiertesten qualitativen Erhebungverfahren
Thoretische Positionierung im symbolischen Interaktonismus: Gesellschaft wird von Individuen in symbolischer Interaktion hervorgebracht und verändert. Jede symbolische Interaktion ist als Kommunikationsprozess organisiert und verlangt den Beteiligten die Leistung von Verstehen und Verständnis ab.
Drei Basisregeln der Kommunikation/Interaktion:
- Reziprozitätskonstitution
- Einheitskonstitution
- Handlungsfigurkonstitution
Narratives, auf autobiographisches Erzählen basierendes Interview -> Stegreiferzählung reproduziert am ehesten Orientierungsstruktur des faktischen Handelns ("Homologiethese").
Zugzwänge des Erzählens:
- Detaillierungszwang
- Gestaltschließungszwang
- Relevanzfestlegungs-/Kondensierungszwang
Narratives Interview nicht geeignet, wo man Dinge beschreiben oder abstrakt/hypothetisch über sie reflektieren soll.
Einschränkungen bei der Auswahl der Interviewpartner:
- Lebensalter (Erzählkompetenz)
- Kulturrelativität
- Einschränkung des Stegreifcharakters
Ablaufschema:
- Vorgespräch
- Erzählstimulus
- Nachfrageteil (immanent/exmanent)
Gruppendiskussionen
Je nachdem, ob die "Gruppe" methodologisch gefasst wird oder nicht, unterscheiden sich die methodisch-technischen Überlegungen zur Erhebung, also zur Initiierung und Leitung von Gruppendiskussionen.
- Marktforschung
Gruppenbefragung (Focus Group) einzelnes Individuum Angelpunkt der Untersuchung. Ökonomisierung der Erhebungssituation. Weder reliabel noch valide. - Im Vorfeld quantitativer Erhebungen
Heuristisches Instrument zur Generierung von Ideen und Hypothesen. - Gruppendiskussionsverfahren (Mangold, Bohnsack)
Gegenstand der Erhebung kollektiv konzipiert (Gruppenmeinung). Konjunktiver Erfahrungsraum: verbindet diejenigen, die an den in Ihm gegebenen Wissens- und Bedeutungszstrukturen teilhaben (kollektive Orientierung (Bohnsack)). Manifestiert sich in selbstläufigen Passagen in der Diskussion (Fokusierungsmetaphern (Bohnsack)).
Möglichkeiten und Grenzen
- Marktforschung
- Evaluationsforschung
- Organisationskulturforschung
- ...
Eignet sich nicht für Verfahren, bei deinen Individuen die untersuchte Einheit darstellen oder für die Erhebung von Prozessen/-strukturen über einen längeren Zeitraum.
Gruppenzusammenstellung
- Bestehend, reale Gruppen
Gemeinsame Erfahrungsbasis -> Selbstläufigkeit - Vom Forscher zusammengestellte Gruppen
Nur wenn es für das spezielle Forschungsinteresse relevant ist.
Prinzipien der Durchführung von Gruppendiskussionen
- Interventionen immer an die ganze Gruppe
Eingangsstimulus - Weitgehender Verzicht auf Teilnehmerrolle, Zurückhaltung im Gespräch
- Themenvorschläge ohne themenbezogene Orientierung
- Demonstrative Vagheit, methodisch reflektierte Fremdheit
- Anstoßen detailreicher Darstellungen
Experteninterviews
Expertin: Person, die über ein spezifisches Rollenwissen verfügt.
Können drei Formen von Expertenwissen bereitstellen:
- Betriebswissen
Abläufe, Regeln Mechanismen in institutionalisierten Zusammenhängen - Deutungswissen
Bringen Deutungsmacht des Expertien in einer bestimmten Diskurarena zum Ausdruck - Kontextwissen
Über im Zentrum der Untersuchung stehend Bereiche
Alle drei Formen können sich in Untersuchung verschränken, sind aber analytisch zu unterscheiden.
Von Erhebungsseite als Leitfadeninterview konzipiert. Ablaufschema
- Vorgespräch
- Selbstrepräsentation des Experten
- Stimulation einer selbstläufigen Sachverhaltsdarstellung
- Aufforderung zur beispielhaften und ergänzenden Detaillierung (immanent Nachfragen)
- Aufforderung zur spezifischen Sachverhaltsdarstellung (exmanente Nachfragen)
- Aufforderung zu Theoretisierung/Generierung von Deutungswissen
Offene Leitfadeninterviews
Teilstandardisierte Interviews - keine klassischen Erhebungsinstrumente der qualitativen Sozialforschung.
Fokkusierte Interviews/Fokusgruppeninterviews
Klassischer Ansatz in der Medienwissenschaft und Marktforschung. Alle befragten Personen haben soziale Situation erlebt, auf deren Ausleuchtung sich die Erhebung bezieht (Fokus). Möglichst breites Spektrum an Wahrnehmungen zu betreffender Situation.
Ablaufschema:
- Konkret erlebte Situation als Anfangsstimulus
- Übergang von unstrukturierten Fragen zu halbstrukturierten Fragen
Im Detail rekonstruieren, wie die Befragten Stimulussituation erlebt haben. - Übergang von überleitenden zu mutierenden ("mutational") Fragen
Prinzipien der Durchführung:
- Kriterium der Nicht-Beeinflussung ("Non-Direction")
- Kriterium der Spezifität
- Kriterium "Erfassung eines breiten Spektrums" ("Range")
"Es sollte nie ein Thema angeschnitten werden, wenn man sich nicht entschlossen dafür einsetzen will, dass es einigermaßen ausführlich behandelt wird" - Kriterium der Tiefgründigkeit ("Depth")
- Nutzbarmachung und Kontrolle der Gruppendynamik im Hinblick auf den Fokus
Authentische Gespräche
"Natürliches" Material. Transkripte von Tonaufzeichnungen.
Datensicherung: Transkription
Überführt Dokumente der sozialen Welt in abdruckbare Text- und Bildsequenzen -> intersubjektive Überprüfbarkeit
Gütekriterien für Transkriptionssysteme:
- Praktikabilität
- Aufbaufähigkeit, Flexiblität
- Erlernbarkeit
- Lesbarkeit